[…] Marietta ist jetzt hier und kann nach vorn ­blicken. Ich will Medizin studieren, sagt sie, und Neurologin ­werden oder Kardiologin. Und dabei leuchten ihre ­Augen. Marietta macht gerade ihr Abitur nach und schreibt Einsen. Bis vor kurzem hatte sie keinen Schulabschluss und wollte auch mal Fleischerin werden. Als der potenzielle Arbeitgeber ihre Unterarme sah, Marietta versteckt sie nicht, rief er: Da weiß man ja nie, ob du dir nicht ins ­eigene Fleisch hackst?
So erzählt das Mariettas Betreuerin. Die hat mich rausgeholt, sagt Marietta. Sicher auch mit ihrer direkten Art, ihrem Humor und ihrem durchdringenden Blick. Sie habe, sagt Ellen Atrott, in Marietta diese selbstbewusste, starke junge Frau gesehen.

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Eines Tages erhielt die Therapeutin Ellen Atrott (Prenzlkomm gGmbH) einen Anruf aus Buch: Man hätte da einen Fall – und keinen Plan mehr. Marietta würde bald 18, da müsste sie eh raus. Aber wohin? Sie glaubt: Wenn diese Frau nicht gekommen wäre, säße sie heute noch und den Rest ihres Lebens in der geschlossenen Psychiatrie.

chrismon, September, 2017